Deine Zukunft in wessen Hand?

Vier Jahre. Was anfänglich den Klang von „Ewigkeit“ hatte, ist plötzlich mit nur einem Wimpernschlag Vergangenheit. Vier Jahre, einfach so! Diese Zeit während meines Studiums habe ich in einer milchigen Blase verbracht. Sorgenfrei und einfach und immer ein bisschen neben der Realität. Der Weg durch die acht Semester war gezeichnet und man musste nichts weiter tun als ihn zu gehen. Nun ist das Unausweichliche geschehen: Mit dem Platzen der Blase finde ich mich taumelnd im freien Fall wieder, unter mir all die Abzweigungen der Wege, die ich einschlagen könnte.

Die Qual der Wahl. Die Verantwortung der Freiheit. Für die einen ein Geschenk, für die anderen ein Fluch. Man sagt uns, dass es genau jetzt drauf ankommt. Als halte man in  nur einer kostbaren Sekunde das Schicksal seines gesamten zukünftigen Lebens in den Händen. Experten der Persönlichkeitsentwicklung predigen, dass auch nur die geringste Abweichung von dem zu fokussierenden Ziel katastrophale Auswirkungen auf die eigene Zukunft haben wird. Mein Gott, ich hoffe nicht!

Arbeiten oder Reisen? Master oder Berufseinstieg? Praktikum oder Festanstellung? Umziehen für den Job oder doch lieber beim Partner bleiben? Einige unter uns wissen seit einem einschneidenden Erlebnis in frühester Kindheit bereits ganz genau was sie einmal tun wollen und verfolgen diesen Plan mit disziplinierter Entschlossenheit. Andere versuchen desorientiert sich über Wasser zu halten und strampeln von einem Versuch in den nächsten, ihre Bestimmung zu finden. Erstere werden oft um ihre Zielstrebigkeit beneidet und gelobt. Zweitere hingegen werden bedauert.

Wie kann das sein? Wie ist es möglich, dass die eigene Zukunft so oft von dem Urteil, den Meinungen und Erfahrungen anderer abhängt? Schließlich gibt es nichts Subjektiveres als Glück. Warum also klammern wir uns so verzweifelt an gut gemeinte den perfekten Lebenslauf, an die Norm? Vermutlich, weil das hier Neuland für uns ist. Unsicheres Terrain, dessen Irrwege und Stolperfallen wir fürchten. Weil wir alles richtig machen wollen und dabei vergessen, dass es kein Falsch gibt. Nicht, wenn es uns selbst richtig vorkommt.

Ich glaube nicht daran, dass wir einen falschen Weg gehen können. Manche Wege sind vielleicht länger, andere sind vielleicht Abkürzungen. Aber allesamt werden sie uns lehren, prägen und formen. Sie werden uns reifen lassen. Und wenn wir das Ziel nicht kennen, bleibt es wenigstens spannend.